Ein Höhepunkt im Vereinsjahr ist das jährliche Abfischen am Kapellbuck in Eichstätt am Gründonnerstag. Hunderte Eichstätter und aus der Umgebung holen sich hierbei frische Forellen ab, um diese dann am Karfreitag zu essen. Das Abfischen der Fische ist dabei eine solche Attraktion, dass jedes Mal auch die regionalen Fern- und Radiosender und die Presse anwesend sind.
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Begehrte Fastenspeise und Touristenattraktion
[Ein alter Zeitungsartikel über die Kapellbuck-Forellen, 2003 dk]
Wie einem Bild von Carl Spitzweg entnommen ist der Kapellbuck, jene malerische Ecke hinter der Eichstätter Maria-Hilf-Kapelle, an der sich die Häuser um den Kapellenbach samt Weiher drängen. Selbst die Fahrer von Ausflugsbussen kennen die Adresse schon und schicken ihre Touristen vor dem Besuch von St. Walburg erst einmal zu dem idyllischen "Malerwinkel". Ein paar tausend Forellen tummeln sich hier in dem glasklaren Wasser. Aber wer am heutigen Aschermittwoch, einem klassischen "Fast- und Fischtag", Appetit auf eine echte Kapellbuck-Forelle bekommt, dem bleibt der Schnabel sauber. Die gibt es nämlich erst am Gründonnerstag rechtzeitig für den Karfreitag. Solange werden die Tiere noch Tag für Tag sorgfältig und zuverlässig von Karl Wotschka umhegt.
Seit 2000 schon ist Wotschka der Herr der Fische sechseinhalb Kilo Futter-pellets aus gepresstem, äußerst eiweißreichem Fischmehl brauchen die Viecher täglich, und wenn die Körner schaufelweise im Teich landen, dann brodelt das Wasser vor zappelnden Fischleibern.
Der Kapellbuck ist für Forellen optimal: Jahrein, jahraus fließt frisches Wasser mit etwa acht Grad direkt aus dem Berg über eine kleine Stufe in den Teich. Es ist typisches Karstwasser aus den Höhen des Jura, das nur scheinbar Trinkwasserqualität hat: Wenn im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzt, kommt nämlich aus den Dolinen massenhaft Laub mit, das den Abfluss des Kapellenbachs zu verstopfen droht. Dann muss Karl Wotschka manchmal sogar um Mitternacht noch einmal raus, um mit einem Rechen das Gitter von den Blättern zu säubern, damit der Weiher nicht übers Ufer tritt.
Weiher samt Bach gehören der Stadt Eichstätt, sind aber zusammen mit der Altmühl vom Anglerverein Eichstätt gepachtet. Der Verein entschloss sich erst vor etwa 30 Jahren, das wunderbare Gewässer für die Forellenzucht zu nutzen. Der Anglerverein probierte es zunächst einmal, wie sich Vorstandsmitglied Gunter Sulzbach erinnert, mit 100 Forellen. Die wurden innerhalb kurzer Zeit so riesig, dass sie in keine Pfanne mehr passten; der Kapellbuck war als perfektes Fischwasser erkoren.
Seitdem werden vom Verein jährlich im August etwa 3500 kleine, zehn Zentimeter lange Regenbogenforellen eingesetzt. Sieben bis acht Monate lang leben die Fische wie im Schlaraffenland, die einzige Gefahr droht vom Fischreiher: Der geht nachts ohne Skrupel mitten in der Stadt auf Beutejagd. Deswegen sieht man auch immer wieder Forellen, die am Rücken "angepickt" sind, die Attacke aber überlebt haben.
Jeweils am Gründonnerstag geht es einem Großteil der Fische an den Kragen: In einer Großaktion holen die Mitglieder des Anglervereins mit einem langen Netz die Fische an Land, töten sie noch an Ort und Stelle, nehmen sie aus und verkaufen sie als Karfreitagsschmankerl an die Eichstätter, die sich in langer Schlange am Kapellbuck anstellen. Fische, die an diesem Tag nicht benötigt werden oder noch ein bisschen zu klein sind, haben noch Schonfrist bis Juli und werden als geräucherte Leckerbissen beim Fischerfest auf der Seminarwiese feilgeboten.
Doch es gibt ein paar Glückspilze unter den Forellen, die selbst das Fischerfest überleben: Karl Wotschka verfrachtet jedes Jahr ein paar Dutzend Fische unmittelbar vor dem Neubesatz des Weihers hinüber in den Bach. Dort dürfen sie so groß werden, wie das einer Forelle unter optimalen Bedingungen möglich ist, und den Fischen geht es dort so gut, dass sie in den Kies des Bachbetts sogar große Senken wühlen, in denen sie laichen. Ihr Ende dient einem denkbar guten Zweck: Ein Forellenzüchter aus Trugenhofen holt sie sich für die Zucht und für die Herstellung von besonders großen geräucherten Filets.
Aber da sind immer auch ein paar, die sogar diesem Schicksal entkommen, denen der Ausbruch gelingt aus dem Kapellenbach, vorbei am hölzernen Mühlrad, wo ihnen der Weg offen steht zur Altmühl. Wahre Forellenriesen leben hier im letzten Abschnitt des Baches, unmittelbar vor der Mündung in die Altmühl. Manchmal, so erzählt Sulzbach, hat ein fassungsloser Angler in der Altmühl einen dieser Methusalems am Haken.
Karl Wotschka, der getreue Hüter der Kapellbuck-Forellen, denkt sogar an diese Deserteure: Beim Füttern gibt's an der Westenstraße auch immer eine Hand voll Pellets für sie. So viel Großmut muss sein.